Was nicht ins Buch passte: Kornelkirsche

Was nicht ins Buch passte: Kornelkirsche
Im August/ Semptember sind die Früchte der Kornelkirsche reif.

Bei 250 Seiten war Schluss. Aber ich finde es zu schade, die Anleitungen und Fotos, die nicht mehr in „Flechten, Färben, Schnitzen“ passten, nur in meinem Computer aufzuheben. Deshalb werde ich sie hier in lockerer Folge nach und nach veröffentlichen.

Den Anfang mache ich mit einem meiner Lieblingsbäume:

 

Früchte der Kornelkirsche
Im August/ Semptember kann man die Früchte der Kornelkirsche ernten. Roh gegessen ziehen sie einem den Mund zusammen, aber gekocht schmecken sie ganz köstlich.

 

Kornelkirsche (Cornus mas)

Die Kornelkirsche kommt nur selten wild wachsend vor, sie wird aber in Gärten und Grünanlagen angepflanzt. Trotz ihres Namens ist sie keine Kirsche, sondern ein Hartriegelgewächs. Wer eine Kornelkirsche sucht, sollte Ende Februar/ Anfang März nach einem Strauch oder Baum mit buschig wachsenden gelben Blüten suchen. Er fällt auf jeden Fall auf, weil zu dieser Zeit nur ganz wenige Sträucher blühen. Das erste gelb blühende Gehölz im Jahreslauf ist die Zaubernuss (Hamamelis), dann folgt die Kornelkirsche und kurz danach die Forsythie. Ab Ende August sind die leuchtend roten Früchte reif. Der Schmuckstein Karneol, der genauso schön rot ist, wurde vermutlich nach der Kornelkirsche benannt.

Die Kornelkirsche heißt in Österreich „die Dirndl“. Dirndlschnaps ist dort eine Spezialität. In der Türkei macht man eine Limonade aus Kornelkirschsirup. Als Bohnenkaffee noch ein Luxusprodukt war, wurden zerstoßene Kornelkirschkerne als Kaffeeersatz empfohlen.

Das Holz der Kornelkirsche ist sehr hart, weshalb man ganz spezielle Verwendungen dafür hatte: Im 18. und 19. Jh. war der Spazierstock der Jenaer Studenten, der notfalls auch als Schlagwaffe benutzt werden konnte, als „Ziegenhainer“ bekannt. In Ziegenhain in der Nähe von Jena machte man die besonders begehrten gewendelten Stöcke, die entstanden, wenn sich Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum) um einen Ast der Kornelkirsche wand und so das Holz eindrückte. Heute werden solche Knotenstöcke, als „Stenz“ bezeichnet, von Wandergesellen auf der Walz benutzt.

Die alten Griechen kannten Speere aus Kornelkirschholz, Plutarch erwähnt es auch als Material für Angelruten. Außerdem kann man daraus Löffel schnitzen und stabile Leitersprossen und Werkzeugstiele fertigen.

Schweizer Kinder mussten sich nach dem Genuss von Kornelkirschen vor dem „Dierliwurm“ fürchten, der angeblich in ihrem Magen wachsen würde. (Rochholz, Alemannisches Kinderlied).

blühende Kornelkirsche
Gelb blühende Kornelkirsche im zeitigen Frühjahr.

„Es ist ein Obstbaum, auch für die kälteren, rauheren Gegenden geschaffen, der mit seinen Blüthen schon frühe das Auge ergötzt, wo beinahe die ganze Pflanzenwelt noch im Winterschlafe ruht.“ (Oekonomisch-technische Flora Böhmens, 1838)

Blatt der Kornelkirsche.
Blüte der Kornelkirsche
Blüte der Kornelkirsche.

Marmelade, falsche Oliven

Was? Früchte

Wann? Spätsommer

Wie? Man kann Kornelkirschen roh essen, aber gekocht schmecken sie eindeutig besser. Für Marmelade kocht man die reif vom Baum geschüttelten Kornelkirschen mitsamt der Kerne, streift das Fruchtfleisch vom Kern und verarbeitet dann das Fruchtmus wie gewohnt weiter. Kornelkirschmarmelade hat einen leichten Vanillegeschmack.

Im Kaukasus legt man die Kornellen in Honig oder Zuckersirup ein und genießt sie dann zum Tee. Einen leckeren Olivenersatz macht man so: Kornelkirschen ernten, wenn sie gerade beginnen, rot zu werden. In Salzwasser einlegen, bis sie im Glas nach unten sinken. Wasser abgießen und die Kornellen in Olivenöl geben. Nach Geschmack Knoblauch und verschiedene Kräuter zufügen.

falsche Oliven aus Kornelkirschen
Fast reife, in Olivenöl eingelegte Kornelkirschen geben einen leckeren Olivenersatz.

Kette, Rosenkranz

Die Reste der Saft- oder Marmeladenherstellung kann man gleich zum Auffädeln von Ketten nutzen:

Was? Kerne

Wann? Herbst

Wie? Kerne von anhängendem Fruchtfleisch säubern. Kerne an beiden Spitzen auf einem Sandstein oder Schleifpapier etwas anschleifen. Mit einer Nadel ein Loch hineinstoßen (oder mit dem Handbohrer bohren). Man muss eine der beiden weichen Stellen treffen. Kerne auf Schnur fädeln. Schön sieht es aus, wenn die Kerne vor dem Auffädeln bunt angemalt werden, z. B. mit roter Acrylfarbe.

Für einen Rosenkranz benötigt man 59 Kerne und einen Kreuzanhänger.

Kornelkirschkerne
Gereinigte Kornelkirschkerne.
Kornelkirsch-Kette
Sieht edel aus – eine Perlenkette aus lackierten Kornelkirschkernen.