Grüne Musik
Musikinstrumente aus Naturmaterialien kennt man in Frankreich unter dem schönen Namen „musique verte“, also Grüne Musik. Heute möchte ich die „moulin de cardère“ vorstellen – die Kardenmühle.
Man braucht dazu nur eine Weberkarde (Dipsacus sativus) und ein Messer. Mit den Köpfen der Weberkarde wurden früher Wollstoffe aufgeraut. Wo sie angebaut wurde, ist sie manchmal verwildert und deshalb heute noch zu finden. Die Weberkarde kann aber auch leicht im Garten ausgesät werden, sie ist ein absoluter Hummelmagnet und nicht so stachelig wie ihre Verwandte, die Wilde Karde (Dipsacus fullonum oder Dipsacus sativus). Das Saatgut kann man zum Beispiel bei Dreschflegel kaufen.
Man erntet den Blütenkopf mit einem Stück des Stängels nach der Blüte, dazu noch ein paar dünnere Seitentriebe. Dann ein paar Tage trocknen lassen, damit die Mühle besser klingt.
Die Blätter werden abgezupft. In einen etwas dickeren Stängelabschnitt schneidet man mit einem Messer ein Loch:
Nun ein dünnes kurzes Stöckchen oben in den hohlen Stängel stecken und das gelochte Stück aufstecken. Das Loch muss so groß sein, dass sich das Querstück leicht drehen lässt.
Zwichen beiden Händen dreht man die Mühle hin und her, so dass sie ordentlich klackert! Am besten baut man gleich mehrere, denn jede gibt einen anderen Ton.
Viele andere Grüne Musikinstrumente finden Sie in meinem Buch Flechten, Färben, Schnitzen, zum Beispiel das Megafon aus Birkenrinde, Rinden- und Mittwinterhorn oder die Maisgeige.