Lebensmittelliste: Kräuter und Gewürze

Küchenkräuter wurden in der Natur gesammelt oder im wurzgarten angebaut. Die im Hochmittelalter beliebten Sorten waren, bis auf wenige Ausnahmen, die gleichen wie heute.

Als Gewürze bezeichnet man getrocknete Samen, Früchte, Rinden oder Wurzeln, die meist importiert wurden. Exotische Gewürze waren im Hochmittelalter aus den antiken Schriften dem Namen nach bekannt. Zwar gelangten schon im 10. Jh. vereinzelt Gewürze aus fernen Ländern nach Mitteleuropa, doch wurde erst ab dem 13. Jh. der Gewürzhandel in großem Stil organisiert.

Kräuter - Gewürze
(wissenschaftl. Name, mittelalterl. Name)
Anmerkungen
Alant (Inula helenium). alantWurzel als Medizin und Gewürz, auch für Alantwein.
Anis (Pimpinella anisum). aniz, anis1303 "Erfurter Anis" erwähnt (Menü Einweihung Kirche Weißenfels).
Basilikum (Ocimum basilicum). basilie, basilig
Beifuss (Artemisia vulgaris). biboz, bivuozMit Fleisch, Fett oder in Mus gekocht gegen Magenverstimmung (H. v. Bingen).
Bibernelle, Pimpinelle (Pimpinella major, saxifraga). bibenelleWurzel als Gewürz, Blätter roh zum Salat, zum Aromatisieren von Wein.
Bockshornklee. fenigrecumHeilpflanze und Gewürz (Capitulare, H. von Bingen, Albertus Magnus).
Bohnenkraut (Satureia hortensis). saterje, satureyU.a. bei Hildegard v. Bingen erwähnt.
Brunnenkresse (Nasturtium officinale). burnkresseWird frisch gegessen.
Dill (Anethum graveolens). anet-krutVerliert beim Trocknen viel Aroma.
Dost, gewöhnlicher (Origanum vulgare). doste, tosteWohl nur als Heilmittel, nicht als Gewürz.
Eberraute (Artemisia abrotanum). ebreze, gertwurz, stabwurzIn engl. Kochrezept aus 12. Jh.; als Gewürz und Duftkraut.
Fenchel (Foeniculum vulgare). venichel, venchelFenchelblätter und -samen als Gewürz u. Heilkraut; Gemüsefenchel erst seit Neuzeit.
Gagel (Myrica gale). mirtelAls Biergewürz für Grutbier.
Galgant* (Alpinia off. oder galanga). galganHeilpflanze; bei Hildegard v. Bingen genannt.
Gundelrebe, Gundermann (Glechoma hederacea). gunderebe, gunderamHeilpflanze; auch zum Bier klären.
Hopfen (Humulus lupulus). hopfeAls Biergewürz und Hefeersatz (Hopfenhefe).
Ingwer* (Zingiber officinale). ingeber, ingberBisher nicht als Makrorest nachgewiesen, da meist zerkleinert o. pulverisiert benutzt.
Kardamom* (Elettaria cardamomum). cardemomErwähnt bei W. von Eschenbach (Parzival); Nachweise selten, gelangte ab Mitte 12. Jh. nach Europa.
Kerbel, Garten- (Anthriscus cerefolium). charbel, kerbelHeilkraut; taugt laut H. von Bingen "weder roh noch gekocht".
Koriander (Coriandrum sativum). kolianderSeit Römerzeit in Deutschland; Samen als Heilmittel.
Kresse, breitblättrige; Pfefferkraut (Lepidium latifolium). pefferkrut
Kresse, Garten- (Lepidium sativum). gartcresseSeit Römerzeit (ursprüngl. aus Vorderasien).
Kubebenpfeffer* (Piper cubeba). zibebe, cubebeAus Indonesien.
Kümmel (Carum carvi). kumin, kumelAls Gewürz; Kümmelwurzeln werden wie Pastinaken zubereitet.
Labkraut (Galium verum)Ersatz für tierisches Lab bei der Käsebereitung.
Langpfeffer, Stangenpfeffer* (Piper longum, retrofractrum). langer pfefferAus Indien.
Liebstöckel (Levisticum officinale), "Maggikraut". lubestuckelHeilpflanze; mittelalterliche Belege selten.
Lorbeer* (Laurus nobilis). lorber, lorberboumIm Mittelmeerraum als Baum; in Deutschland nur in sehr geschützten Lagen winterfest.
Mädesüß (Filipendula ulmaria)Blüten angebl. zum Aromatisieren von Met, Name aber eher von lieblich duftender frisch gemähter Wiese.
Majoran (Origanum majorana) . maigram
Minze (Mentha). myntzeWalahfrid Strabo (9. Jh.) betont Vielzahl der Arten; Pfefferminze erst seit 1700.
Muskat* (Myristica fragrans). muscatFunde extrem selten, da i.d. Regel fein zermörsert; Muskatnuss und Muskatblüte (Macis) wurden genutzt.
Nelken, Gewürznelken* (Syzygium aromaticum). negeleinBisher nicht als Makrorest nachgewiesen, da meist zerkleinert o. pulverisiert benutzt.
Paradieskorn, Melegueta-Pfeffer* (Aframomum melegueta). paris körnerErstmals im späten 12./ frühen 13. Jh. nach Europa eingeführt, Fund: Stadtwüstung Corvey.
Petersilie, Garten- (Petroselinum crispum). petersil, petersilgLaut H. von Bingen besser gekocht als roh zu essen.
Pfeffer* (Piper nigrum). phefferFrühester Fund: Bremen um 1200 (Pfefferkorn in Kugeltopf); in spätmittelalterl. Brunnen u. Kloaken immer noch selten.
Pfefferkraut, Pfefferkresse (Lepidium latifolium). pfeffer krautBei Hildegard v. Bingen genannt; schmeckt wie Kresse, aber etwas schärfer.
Saflor, Färberdistel (Carthamus tinctorius)Ersatz für Safran, zum Färben von Nahrungsmitteln und Textilien.
Safran* (Crocus sativus). saffranSeit 12. Jh.? in Spanien, Italien und Frankreich angebaut.
Salbei (Salvia officinalis). salva, salveiHeilpflanze; kann gut getrocknet werden.
Schabzigerklee (Trigonella caerulea)Im Alpenraum als Brot- und Käsegewürz.
Schnittlauch (Allium schoenoprasum). snitelouch, brittula
Schwarzkümmel, Acker- (Nigella arvensis)Seit Römerzeit.
Schwarzkümmel, Echter (Nigella sativa). gitIm Capitulare de villis erwähnt.
Sellerie (Apium graveolens). ephich, epfich, eppeAls Heilpflanze oder Gewürz; Knollen erst in der Neuzeit, ab 17. Jh., gezüchtet.
Senf (Sinapis arvensis, nigra). senfSeit Neolithikum (Jungsteinzeit).
Spikanarde, indischer Baldrian* (Valeriana natamansi). narde-spikeLaut Ibrahim Ibn Ya'qub im 10. Jh. in Mainz erhältlich,; vom Aussterben bedroht.
Thymian (Thymus vulgaris). deimentBlättchen im Rheinland in hoch- und spätma. Latrinen; auch als Weihrauchersatz.
Wacholder (Juniperus communis). wecholter, queckolter
Waldmeister (Galium odoratum)
Weinraute (Ruta graveolens). ruta, ruteHeilpflanze, Blätter als Gewürz, Vorsicht bei Schwangerschaft: abortive Wirkung!
Wermut (Artemisia absinthium). wermuotHeilpflanze.
Ysop (Hyssopus officinalis). isopeHeilpflanze; verliert beim Trocknen an Geschmack.
Zimt* (Cinnamomum verum). zinemin"zinemin" in "Flore und Blanscheflur", ca. 1220.
Zitwerwurzel* (Curcuma zedoaria). zitwer, zitwan"zitwer" in "Flore und Blanscheflur", ca. 1220.
Zucker, Rohr-*Seit den Kreuzzügen bekannt, erste Erwähnung in Europa im 12. Jh.).
nicht: Borretsch (Borago off.)seit Spätmittelalter in D
nicht: Chili (Capsicum)neuweltlich
nicht: Estragon (Artemisia dracunculus)fraglich, ob im Mittelalter angebaut
nicht: Kakao (Theobroma cacao)neuweltlich
nicht: Kapuzinerkresse (Tropaeolum)neuweltlich
nicht: Kreuzkümmel, Römischer Kümmel (Cuminum cyminum)fraglich, ob im Mittelalter angebaut, braucht sehr viel Wärme
nicht: Lakritze, Saft der Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra)seit 15. Jh. in D
nicht: Pfefferminze (Mentha piperita)Kreuzung verschiedener Minzen, erstmals um 1700 in GB beschrieben
nicht: Pfeilkresse (Lepidium draba, Cardaria draba)seit 18. Jh.in D
nicht: Piment (Pimenta dioica)neuweltlich
nicht: Rosmarin (Rosmarinus off.)nördl. der Alpen kaum angebaut, nicht winterhart
nicht: Tonkabohne (Dipteryx odorata)neuweltlich
nicht: Vanille (Vanilla planifolia)neuweltlich
nicht: Zucker, Rüben-Rübenzucker erst seit 1747
* = importiert, Luxus-/ Herrenessen