Lebensmittelliste Gemüse
Beim Gemüse gab es im Hochmittelalter noch lange nicht die Sortenvielfalt wie heute, auch wenn die unten stehende Liste ziemlich lang erscheint.
Die neuweltlichen Arten Kartoffel, Tomate, Paprika, Mais und Gartenbohne passen natürlich nicht in den mittelalterlichen Eintopf. Aber auch auf Blumen- und Rosenkohl, auf Spargel und Knollensellerie müssen wir verzichten. Orangefarbene Möhren gab es noch nicht, aber Pastinaken sind ein guter Ersatz.
Gemüse (wissenschaftl. Name, mittelalterl. Name ) | Anmerkungen |
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Ackerbohne, Dicke Bohne, Puffbohne (Vicia faba). bône, pon, fasol | Eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel im Mittelalter. |
Amaranth, Grüner Fuchsschwanz, Meier (Amaranthus blitum). blidas | Im 15. Jh. vom Spinat verdrängt. |
Erbse (Pisum sativum). arwiz, erbeiz | Seit Neolithikum (Bandkeramik). |
Feldsalat (Valerianella locusta, rimosa und dentata) | Wild gesammelt, noch kein Gartenanbau. |
Flaschenkürbis, Kalebasse (Lagenaria siceraria, vulgaris) | Braucht Wärme, Weinbauklima. |
Giersch (Aegopodium podagraria) | Wie Spinat gekocht, kann milchsauer eingelegt werden. |
Grünkohl, Braunkohl, Krauskohl (Brassica oleracea var. sabellica) | Kohl mit krausen Blättern schon bei den Römern. |
Gurke (Cucumis sativus) (die kurzen, warzigen) | Anbauschwerpunkt: Ostdeutschland und weiter östlich. |
Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) | Als Spinatgemüse, für Suppe; Siedlungszeiger. |
Haferwurzel (Tragopogon porrifolius) | Griechen, Römer; ab 15. Jh. in Kräuterbüchern erwähnt. |
Hanf (Cannabis sativa). hamff, hanif | Für Mehl, Suppe, Hanf"milch" oder Öl. |
Hopfen (Humulus lupulus) | Schösslinge als "Hopfenspargel". |
Kerbelrübe, Knollenkerbel, Rüben-Kälberkropf (Chaerophyllum bulbosum) | Einheimisch; vermutl. in mittelalterl. Klöstern angebaut. |
Kichererbse (Cicer arietinum). ziser, zyser | Erwähnt im Capitulare, bei H. von Bingen; wärmeliebend. |
Knoblauch (Allium sativum). klobelouch | Funde ab 14. Jh.; soll laut H. von Bingen roh gegessen werden. |
Kohl (Rot-, Weißkohl) (Brassica oleracea) | Als Sauerkraut oder eingelagert über den Winter haltbar. |
Lattich, Schnittsalat, Pflücksalat (Lactuca sativa var.crispa). latech, lactuk | Bekommt man als Lollo rosso oder Eichblattsalat. |
Lauch, Porree (Allium porrum). lauch, louch, phorre | Kam wahrscheinl. im Mittelalter aus Italien nach Deutschland. |
Lein (Linum usitatissimum) | Samen für Öl. |
Linse (Lens culinaris) | Mit Schale für Suppe, Gemüse; geschält für Brei. |
Löwenzahn (Taraxacum off.) | Als Salat oder gekocht als Gemüse. |
Mangold (Beta vulgaris ssp. vulgaris var. cicla). mangolt, pissen | Erstmals im 13. Jh. genannt; erst ab 16. Jh. allgem. gebräuchlich. |
Meerrettich (Armoracia rusticana). krên, merretich | Begriff "merretich" seit 10.Jh. |
Melde, Gartenmelde, Bergspinat (Atriplex hortensis). melde | Blattgemüse (wie Mangold verwendet). |
Mohn (Schlafmohn) (Papaver somniferum). mâge | Für Mohnspeisen oder Öl. |
Möhre (Daucus carota ssp. carota). morhe, morche | Wilde Möhre und kultivierte alte Formen (rot, gelb, weiß). |
Pastinake (Pastinaca sativa). pastenach, morche, pastinaca morhe | In der mittelalterl. Literatur nicht von der Möhre unterschieden. |
Petersilie, Wurzel- (Petroselinum sativum var. tuberosum) | Als Suppenwürze, Gemüse und Krautpetersilie genutzt. |
Pferdeeppich (Smyrnium olusatrum). ephich, eppich | Im Capitulare genannt; in der Neuzeit nicht mehr verwendet. |
Portulak (Portulaca oleracea). burgele, purzel, pörzel-krut | Als Blattgemüse oder Salat; heute: Wochenmarkt, türk. Läden. |
Rettich (Raphanus) | Römerzeit; Mittelalter ab 9. Jh. (vielleicht auch durchgehend). |
Rote Bete (Beta vulgaris ssp. vulgaris var. conditiva). ruobe, rüebe | Lässt sich gut einlagern, milchsaure Konservierung möglich. |
Rübsen (Brassica rapa ssp. oleifera) | Samen für Öl. |
Sauerampfer (Rumex acetosa). surampf | Auf Wiesen wild gesammelt. |
Schalotte (Allium var. ascalonicum). aschlauch | Im Capitulare de villis als "scalonias" genannt. |
Spargel (Asparagus off.) | Funde vereinzelt 13./14. Jh.; nur als Grünspargel. |
Speiserübe (Brassica rapa ssp. rapa). bissen wurtz | Im Mittelalter "die Rübe"; Herbstrübe, Mairübe, Teltower Rübchen. |
Stielmus, Rübstiel (Brassica rapa ssp. rapa) | Junge Blattstiele der Mai- und Herbstrübe als Gemüse gekocht. |
Wegwarte (Cichorium intybus). sunnenwirbel, hintlouf | Hauptsächl. als Arzneipflanze; junge Blätter als Salat. |
Winterheckenzwiebel (Allium fistulosum) | Im Mittelalter oder knapp danach aus Russland nach Europa. |
Zwiebeln (Allium cepa). tzival, zwival | Im Capitulare de villis als "cepas" genannt. |
nicht: Artischocke (Cynara scolymus/ cardunculus) | vermutl. im 15. Jh. von der Levante über Sizilien nach Italien; in England um 1525 das erste Mal genannt ("Fromond List") |
nicht: Aubergine (Solanum melongena) | seit Ende 14. Jh. in Italien |
nicht: Augenbohne, Kuhbohne (Vigna unguiculata); altweltliche Grüne Bohne | als "fasiolum" im St. Gallener Klosterplan, Capitulare de villis, Albertus Magnus; stammt ursprüngl. aus Afrika; braucht Wärme, gerne 25-30°C, im deutschen Klima kaum anzubauen |
nicht: Bärlauch (Allium ursinum) | Kräuterbuch Tabernaemontanus 1625 schreibt: "übler, starker Geruch, böser Geschmack" |
nicht: Blumenkohl | vermutl. aus Griechenland, kam um 1490 nach Italien |
nicht: Brokkoli | vermutl. aus Griechenland, kam im 15. Jh. nach Italien |
nicht: Cardy, Gemüseartischocke (Cynara cardunculus) | 16. Jh. aus Spanien und Südfrankreich nach Mitteleuropa |
nicht: Chicorée (Sprossen der Wegwartenwurzeln) | seit ca. 1830 |
nicht: Eisbergsalat | erst im 20. Jh. in Amerika gezüchtet |
nicht: Endivie (Cichorium endivia) = "zahme Wegwarte" | evtl. schon im Mittelalter (fraglich), im "Capitulare" als "Intubas" erwähnt; sicher ab 16. Jh., Kräuterbuch des Tabernaemontanus 1588 |
nicht: Etagenzwiebel, Luftzwiebel (Allium x proliferum) | Ende 18. Jh. in Amerika und England, Kreuzung von Speisezwiebel mit Winterheckenzwiebel |
nicht: Gartenbohne (Phaseolus) (außer Pferdebohne und altweltlicher Grüner Bohne) | neuweltlich; Gartenbohne: aus Peru, Chile, Mexiko; Feuerbohne: Mexiko |
nicht: Kartoffel | neuweltlich |
nicht: Knollenfenchel, Gemüsefenchel (Foeniculum vulgare) | 16. Jh. in Italien, 17. Jh. in Europa außerhalb Italiens |
nicht: Knollenziest (Stachys sieboldii) | 1887 aus Japan nach Frankreich |
nicht: Kohlrabi (Brassica oleracea var. gongylodes) | sichere Belege in Europa erst ab 16. Jh. (Zeichnungen in Kräuterbüchern) |
nicht: Kopfsalat | erst in der frühen Neuzeit aus dem Lattich (Lactuca) gezüchtet; Kopfsalat erstmals bei Leonhart Fuchs 1543; |
nicht: Kürbisse der Gattung Cucurbita | neuweltlich |
nicht: Mais | neuweltlich |
nicht: Möhre (moderne) | kultivierte Formen, weiße u. gelbe M,. ab 14.?15./16. Jh; heutige orangefarbene M. ab Ende 17. Jh.; um 1300 Brit. Library Egerton 747 fol.33: Möhre ganz dünn dargestellt, auch noch im Tractatus de Herbis 15. Jh. Biblioteca Estense, Modena; Wildform mühsam zu ernten, kleine Wurzel, Nutzung als Nahrungsmittel nicht wahrscheinlich |
nicht: Nachtkerze, Gemeine | neuweltlich |
nicht: Olive | im Rheinl. archäobot. nur in Römerzeit nachgewiesen |
nicht: Paprika (Capsicum annuum) | neuweltlich, seit 16. Jh. in Südosteuropa |
nicht: Postelein, Winterportulak, Gewöhnliches Tellerkraut (Claytonia perfoliata) | neuweltlich |
nicht: Radicchio | |
nicht: Radieschen (Raphanus sativus) | 16. Jh., stammt wahrscheinlich aus Italien; "Radieschen sind die moderneren Verwandten des Rettichs." (Haferwurzel und Feuerbohne S. 138) |
nicht: Raps (Brassica napus) | 14. Jh.? "Der früheste Rapsanbau konnte für das 17. Jh. in den Niederlanden belegt werden.", 1421 in den Niederlanden "raepsade" genannt (KÖRBER-GROHNE S. 158); Raps und Steckrüben sind Bastarde aus Kohl und Rübsen. "Wann und wo die Kreuzung auf natürlichem Wege zustande kam, weiß niemand." (KÖRBER-GROHNE S. 161); Samen evtl. als Gewürz gesammelt |
nicht: Rhabarber | seit 18. Jh. |
nicht: Rosenkohl | Belgien, 1785, als "Brüsseler Kohl"; jüngste unserer Kohlsorten |
nicht: Runkelrübe, Futterrübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris, Crassa-Gruppe) | Spät-MA: Rüben-Saatgutvorrat aus Laufen/CH, Rathausplatz, in Brandschicht von im frühen 15. Jh. verbrannten Häusern; als "Rungelsen" zuerst von Hiernonymus Bock, Kreutterbuch, 1561, genannt |
nicht: Schwarzwurzeln | Süd-, Südosteuropa; erste Nennung 16. Jh., seit 1660 in Deutschl. angebaut, seit 1770 in Europa allgemein bekannt |
nicht: Sellerie (Knollensellerie) | von Johann Royer 1651 als neu eingeführte Art genannt |
nicht: Sojabohne | aus China, erstmals 17. Jh. in dt. Buch beschrieben; 1737 in Holland in botan. Garten angebaut |
nicht: Spinat (Spinazia oleracea) | ursprüngl. aus Asien, erst ab früher Neuzeit als Gemüse verbreitet |
nicht: Steckrübe, Kohlrübe (Brassica napus ssp. rapifera) | 16. Jh.? s. Eintrag zu Raps! |
nicht: Tomate (Lycopersicon lycoprsicum) | neuweltlich |
nicht: Topinambur (Helianthus tuberosus) | neuweltlich |
nicht: Wirsing | ab 16. Jh.; krausblättrige Kohlsorten schon im MA angebaut |
nicht: Zichorienwurzel | 18. Jh. |
nicht: Zucchini (Cucurbita pepo) | im 17. Jh. in Europa aus dem Gartenkürbis (ursprüngl. aus Amerika) gezüchtet |
nicht: Zuckerrübe | im 18. Jh. aus der Runkelrübe gezüchtet |
nicht: Zuckerwurzel (Sium sisarum) | nur 15. bis 19. Jh. angebaut; aus Asien, kam im 15. Jh. über Russland nach Europa; "siser" bei den Römern, könnte aber auch Pastinake oder anderes Wurzelgemüse gemeint sein |