Flachs al dente

Flachs al dente
Flachsstängel nach der Wasserröste.

So spaghettihaft sehen Flachsstängel aus, die drei Tage bei über 30°C Außentemperatur in warmem Wasser gelegen haben. Sie fassen sich tatsächlich auch wie Spaghetti an, die noch ein paar Minuten Kochzeit brauchen: außen weich, aber innen fest, „mit Biss“ . Das Wasserbad nennt man Wasserröste. Aber nun die ganze Prozedur von Anfang an:

Flachsbeet im Krefelder Umweltzentrum.
Flachsbeet im Krefelder Umweltzentrum.

Anfang August, nach ungefähr 100 Tagen im Boden, war der Faserlein im Garten des Krefelder Umweltzentrums erntereif. Die niedrigen Pflanzen im Vordergrund sind übrigens Öllein – nur so zum Vergleich. Das Beet war als Versuchsfläche gedacht, deshalb war die Ernte, das Raufen, relativ schnell erledigt. Damit die komplette Faserlänge genutzt werden kann, rupft man den Flachs komplett mit Wurzel aus.

Beim Raufen bleiben die Wurzeln dran.

Wenn Erde und anhaftendes Unkraut abgeklopft sind, darf der Flachs in die Badewanne (ein Mörtelkübel aus dem Baumarkt). Bei Temperaturen um die 30 Grad dauerte es nicht lange, bis sich erste Luftblasen im Wasser zeigten. Auch der typische Geruch – für Menschen, die kein Herz für Leinen haben, schwer zu ertragen – ließ nicht lange auf sich warten.

 

Flachs in der Wasserröste.

Eine Probe zeigt, dass die Fasern sich nun leicht vom Kern des Stängels lösen lassen. Der geröstete Flachs wird mit sauberem Wasser abgeduscht und zum Trocknen ausgebreitet. Danach kann er bis zur weiteren Verarbeitung gelagert werden. Welche Arbeitsschritte das genau sind, bis aus den Pflanzen Leinentücher geworden sind, kann man gut im Flachsmuseum in Wegberg-Beeck sehen.